Wer ist Lockertmatik?
- Stephan: Lockertmatik ist ein Label bzw. ein Projekt, was ich zusammen mit Thomas Eckhardt betreibe. Ich bin aber auch als Artist Lockertmatik aktiv, bzw. release unter diesem Namen auf anderen Labels. Einige kennen mich vielleicht auch unter dem Namen Kryptic Universe oder The Isolator oder KU.x351 oder, oder, oder ...
Wie fing es an?
- Stephan: Also mit elektronischer Musik bzw. konkret mit Techno in Dresden, fing es bei mir so um 1991/1992 mit dem Jugendradio DT64, an. Meine ältere Schwester war mit dem EBM-Virus infiziert und hat damals, unmittelbar nach der Wende, Sachen wie Front 242, Nizzer Ebb, Leather Strip, Cat Rapes Dog, Armageddon Dildos, Yazoo und Die Krupps gehört. Es gab ja neben dem Bunker noch den EBM-Freitag in der Fabrik. Meine erste richtige Techno-Platte damals war, unter anderem, die x-101 LP von UR auf Tresor, hatte aber auch schon Sachen von Tam Tam Records Prime und Target Records da. Von da an war alles gesagt, als ob ich darauf gewartet habe. Ich habe mir dann nach und nach zu Hause das Mixen beigebracht und das schon fast wissenschaftlich betrieben. Zusammen mit meinem damaligen DJ Freund Patrice Bäumel, ist dann das Deejaying noch mehr gereift. Man kann ruhig sagen, dass das viele Jahre mein Leben als Teenager geprägt hat. Zu Schulzeiten waren Leute wie Heiko, Slide und Tiny ja fast Helden. Das waren dann auch die Jahre der Plastic Phreak Partys, der Planar, Submerged, des Hard Wax Dresden, Humpty Records ect pp.
- In den beiden zuletzt genannten Institutionen durfte ich sogar eine Weile arbeiten. Bei Humpty Records stand ich meinem Freund Bernd als Platteneinkäufer, bzw. Berater zur Seite. Der wollte eigentlich ein Delirium hier in Dresden eröffnen, aber da es in Chemnitz schon eine Delirium-Filiale gab, wurde es dann ein Humpty Store, ein Ableger aus Mannheim.
- Lockertmatik als Label existiert seit 2011. Wobei man sagen muss, dass es anfangs nie der Masterplan war: „Wir machen jetzt ein Label“ oder so. 2011 hatte ich drei Platten auf Melted Recordings veröffentlicht und der Karsten von dem Label hatte die Idee, man könne doch mal eine Platte machen, wo eben nicht Kryptic Universe draufsteht beziehungsweise man nicht unbedingt weiß, wer dahintersteckt. Das Ganze ist dann über die Jahre etwas gewachsen. All das, was mich vom Sound her geprägt hat, fließt da mit ein. Dazu gehört eben auch, ab und an mal ein Ambientes Release bzw. etwas Abstraktes. Die Lockertmatik 008 kam ja von Assimilation Process, ein Projekt von Stefan Senf, den ich sehr schätze und der mit seinem Suburban Trash Industries Vertrieb sehr viel in und für Dresden gemacht hat. Auch arbeiten wir gerade an einem Release von Planet Underground und Norken aka Metamatics. Nächstes Jahr hoffen wir dann mit Ghost Radio etwas zu machen. Daniel Williams arbeitet ja fürs Theater bzw. macht Sachen für Derevo. Ich mag sowas total. Er hatte ja bei uns schon einen Track auf der „true territories“ released.
„Hätte mir vor 25 Jahren mal jemand gesagt, ich würde eine Platte rausbringen, hätte ich wahrscheinlich gelacht.“ Stephan
Hast du/Habt ihr ein Ziel?
- Stephan: Gute Frage, habe ich mich entschieden das Pferd von hinten aufzuzäumen.
- Hätte mir vor 25 Jahren mal jemand gesagt, ich würde eine Platte rausbringen, hätte ich wahrscheinlich gelacht. Sicher ist es wichtig ein Ziel vor Augen zu haben, aber ich betrachte dann doch eher den Weg als Ziel. Denn vieles kommt oft anders als man denkt. Sicher gibt es Sachen beim Label, die noch optimierbar sind. Da denke ich, haben wir auch gerade in den letzten Monaten unsere Baustellen, auch Dank zweier Helferlein im Hintergrund, intensiv und gut betreut. Alles in allem, denke ich, das wir da ein gutes Gesamtpaket schnüren. Das noch etwas Gekonnter an den Mann zu bringen, wäre meines Erachtens wünschenswert.
- Und als Musiker ist es natürlich immer schön, wenn man spielen kann. Da musst du am Ball bleiben. Das ist aber auch bei der Anzahl der Künstler, hier in Dresden nicht immer easy. Klar, du willst gefragt werden. Den Schritt selbst zu wagen, ist immer noch eine Hürde für mich. Denn einem Release geht immer Arbeit vorraus. Aber ich bin auch kein Veranstalter. Und da draußen gibt's ne Menge Leute, die Musik machen möchten. Ich kenne eine ganze Reihe von Musikern, den geht es nicht so gut wie mir oder anderen und für die ist Musik machen auch mehr als ab und an mal aufzulegen und Spass haben. Die müssen Musik machen. Das ist deren Bestimmung. Das ist die andere Seite der Medaille.
- Sicher gibt es auch in diesem Sport -wenn man es so betrachtet- Hilfsmittel, die dich eventuell schneller ans Ziel bringen, das war aber nie mein Ding. Natürlich hatte ich in den ganzen Jahren auch mal das Gefühl gehabt aufhören zu müssen, mangels Erfolg, das gehört dazu. Aber ich habe mich irgendwie entschlossen, die Sache ruhiger anzugehen. Das ist das Coole am älter werden. Vielleicht sollte man aber auch nicht immer diesem „Markt gehorchen“ und den Erfolg bzw. den Misserfolg nicht immer so ernst nehmen.
- Dass mich da ein Labelbetreiber aus Holland bei dem ich released habe, bei einer Labelnacht in Sachsen mit dabei haben wollte, war schon etwas aussergewöhnlich. Für den war das ganz klar, mich bei der Aktion mit im Boot zu haben. Das schätze ich total.
- Jetzt bin ich allerdings bei dieser Frage etwas über's Ziel hinaus geschossen.
Wo würdest du gern noch spielen?
- Stephan: In einem, in Nebel getauchten blauen Raum, voll von Schwarzlicht, wie es ihn mal bei einer Microscope Session gegeben hat.
- Jetzt bin ich aber erstmal bei dem diesjährigen Dave-Festival mit am Start und im November hoffentlich wieder bei den Jazztagen mit dem Bongo DJ-Team dabei.